Mittwoch, 22. Mai 2019

Kapitel I - Diebesgut oder: Das Ei des Kolumbus

Hallo meine Lieben,

 und willkommen zu meiner neuen und hoffentlich langlebigen Reihe von … nun ja, ich bin mir noch nicht genau sicher, was es sein soll (oder mal wird); eigentlich sollte es mal sowas wie ein Review oder eine Rezension zu einem Buch sein, welches mir vor vielen Monden auf einer anderen Plattform - dem Animexx - von einer Userin - Puria - empfohlen wurde.

(Leider ist der Weblog nicht mehr zugänglich, in dem sie das Buch vorgestellt und angepriesen hat, sonst hätt' ich euch hier ein schickes Bild vom Blog oder wenigstens einen Link hingemacht.
Dementsprechend müsst ihr mir einfach glauben, dass ich es daher habe - warum sollte ich euch auch bei sowas anlügen?
Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, war Puria auch Betaleser des Buchs und ja, hat es empfohlen.) 

 Da ich ein Fan von Märchen bin - weil ich in meiner Kindheit echt viele gehört, gelesen und/oder geguckt habe - dachte ich, dass das Buch echt was für mich sein könnte. Denn auch wenn sich auf Amazon der eine oder andere gewundert und gefragt hat, ob Kriminalität und Märchen echt Hand in Hand gehen können, war das für mich persönlich nie eine Frage. Beide Sachen sind quasi prädestiniert dafür, dass man sie zusammenbringt.

»Ich muss zugeben, anfangs war ich ziemlich kritisch. Passen Märchen und Kriminalität zusammen? So ganz wollte ich das nicht glauben. Beim Lesen wurde ich dann eines Besseren belehrt. Die beiden Sachen passen wirklich gut zusammen.«
»Märchen meets Krimi ... Hätte nicht gedacht, das dass funktioniert.«

 Denn auch wenn man es als Kind vielleicht nicht so wahrnimmt, da ist scheiße viel Gewalt drin!
 Erinnert sich noch jemand an die Stiefmutter aus Aschenputtel, die ihren eigenen beiden Töchtern sowohl Zehen als auch Ballen abgeschnitten hat, damit sie in einen gläsernen Schuh passen, damit ein Prinz sie heiratet? Oder Schneewittchens Stiefmutter, die sie mal so eben nonchalant vom Jäger hat töten lassen wollen, nur weil sie hübscher war? Oder den Jäger aus Rotkäppchen, der den Wolf bei lebendigen Leibe den Bauch aufgeschnitten hat? Oder so viel anderen Stuff, der mir spontan nicht einfällt, aber da war?
 Also ja, an Gewalt mangelt es nun wirklich nicht, weswegen ich die Überraschung, dass man diese beiden Sachen wirklich in einem modernen Setting zusammengebracht hat, nicht wirklich verstehen konnte.

 Nun ja, sei's drum.

 Wie gesagt, für mich klang es gut, passte alles und dementsprechend bestellte ich mir das Buch. Es ist keine zusammenhängende Geschichte, sondern eine Sammlung diverser Kurzgeschichten, die allerdings durch einen roten Faden verbunden sind - zumindest verspricht man mir genau das.
 Ob das Buch Wort hält, werden wir im Laufe der Reihe sehen.
 Neben dem, dass es also kein zusammenhängendes Werk ist, ist es auch noch von mehreren Autoren verfasst. Persönlich bin ich bei so etwas doch sehr skeptisch; denn nicht nur verderben viele Köche den Brei, am Ende hat eben auch jeder seinen persönlichen Schreibstil und wenn sich genau dieser zu hart von einem anderen unterscheidet, macht es eben auch das Lesen unangenehm oder lässt die Geschichte eher wie einen Flickenteppich als alles andere wirken. Positiv erwähnen möchte ich, dass das hier nicht der Fall ist. Gefühlt kann ich sagen, dass sich die Stile sehr ähnlich sind und abgesehen von einer Ausnahme - auf die ich noch zu sprechen komme, wenn wahrscheinlich auch noch nicht in diesem Blog - ziemlich gleich lesen lassen.
 Also ja, zumindest was das anging, wurde meine Sorge nicht bestätigt, was positiv ist, ich bleibe dabei

 Aber gut, genug gesabbelt, ich würde sagen, wir tauchen ein in die Welt von Saint Falls und damit in die erste Geschichte von … lasst mich nachsehen … zwanzig. Ich möchte noch kurz erwähnen, dass ich schon ein bisschen weiter im Buch bin, also viele Kapitel nicht rezensieren werde, während ich sie lese, sondern während ich es das zweite Mal tue. Ist nicht wichtig, erwähnen wollte ich es trotzdem.

 Le Klappentext (der aus irgendeinem unerfindlichen Grund fast in jedem Review bei Amazon steht):

»In Saint Falls hat das Verbrechen einen Namen: den des großen, bösen Wolfs.
Die Kriminalität hält die Stadt fest im Griff. Polizisten haben längere Finger als die, die sie hinter Gitter bringen, die legendären Straßenrennen von Hase und Igel fordern regelmäßig Tote und sogar Erstgeborene werden gegen eine arrangierte Hochzeit in die Oberschicht eingetauscht.
Wolfs Syndikat thront über all dem. Seine dunkle Fee versorgt die Dealer mit dem besten Schnee von Miss H. und macht dabei auch vor Rose, der Tochter des Bürgermeisters, nicht halt. Währenddessen bezirzen die Prinzessinnen ihre Freier in Wolfs Stripclub, dem Happy End, unter ihnen ein ganz besonderes Mädchen mit einem roten Cape. 
Doch Wolf ist nicht der Einzige, der die Unterwelt sein Eigen nennen will: Beast gewinnt mehr und mehr an Einfluss.
Als ein mächtiges Drachenei auftaucht, das sowohl Beast als auch Wolf in die Finger bekommen wollen, steht der Krieg zwischen den beiden Gangsterbossen unmittelbar bevor …«

Diebesgut oder: Das Ei des Kolumbus


 Es ist also die erste Kurzgeschichte, die uns in die Welt eintauchen lassen soll, und ja, die den Ton für die Folgestories angibt - zumindest bin ich mit dieser Erwartungshaltung ran gegangen. Denn weder im Klappentext noch irgendwo anders wird tatsächlich etwas über die Welt als solche gesagt.

 Jut, wir entscheiden uns, mit dem Einbruch des Meisterdiebs anzufangen - wobei ich unwillkürlich an Kaito Kid denken musste - das ist allerdings deutlich unspektakulärer - was nicht schlecht ist, will ich gar nicht sagen. Ein bisschen weniger over the top, weniger weiße Anzüge mit passendem Zylinder und weniger Kartenpistolen ist ganz nice, wenn ich auch sagen muss, dass die paar Zeilen über den langweiligsten Einbruch der Welt doch etwas unterwältigend waren - und das ist geschmeichelt.


 Also ja, wir sind irgendwo, knacken den Tresor, hören kurz was, verstecken uns und das ist im Prinzip die ganze Action, ehe wir kaugummikauend aus dem Raum gehen, den Inhalt des Tresors in unserem Rucksack mit uns tragen und dann Musik über unsere Kopfhörer hören, was anscheinend wichtig ist, dass ich es weiß oder zeigen soll, wie cool der Dieb ist.
 Seriously don't know.
 Aber ja, das ist der spannende Start.
 Danach wechseln wir zu Ray und hierzu würde ich doch gern ein paar Gedanken dalassen, wenn ihr erlaubt. Nicht zu Ray, der ist boring as fuck und auch darauf werde ich noch zu sprechen kommen, aber nein, ich würde gern über den Wechsel an sich reden. Denn die Perspektive - nämlich die Third - bleibt die gleiche, was wechselt, ist der Protagonist. Das hätte man ohne großes Announcement machen können. Einfach eine Art Prolog mit dem Dieb schreiben, und dann zum Polizisten übergehen - das ist Ray nämlich - fertig. Aber nein, wir bedienen uns hier eines Kniffes, den ich … gefühlt einem Fünf- bis Sechsklässler zutrauen würde, denn … wir schreiben einfach den Namen drüber. Kein Scherz, hab extra ein Bild gemacht, falls ihr mir nicht glaubt:

 

 Also ja, wir schreiben die spannende Diebesszene, schreiben dann "Ray" fett drüber und schreiben dann aus seiner Sicht weiter. Das ist … ich persönlich finde ja gar keine Worte dafür - doch eigentlich hab ich schon welche, aber da das in einer anderen Geschichte deutlich mehr auf die Spitze getrieben wird, hebe ich sie genau dafür auf - aber ja, anscheinend macht man das heute so.
 I guess …
 God, I hope not.
 Gut, wir sind also bei Ray und kriegen im Prinzip einmal Standard. Der Cop, der erstmal einen Kaffee braucht, obwohl er schon eins, zwei Tassen intus hat, aber einfach ohne genug Koffein im Blut nicht arbeiten kann, der dann auf seinen Partner trifft, der anscheinend auch nichts Besseres zu tun hat, als im Polizeirevier vor der Kaffeemaschine rumzuhängen und schließlich noch die Donut-Anspielung kommt - weil alle Cops lieben Donuts - damit wir das Klischee auch wirklich zur Gänze ausgeschöpft haben - keine halben Sachen, richtig so!
 Aber wer denkt, hier habe ich nur Negatives zu sagen, der irrt. Denn tatsächlich sind wir an dieser Stelle bei einer Sache, die mir doch recht häufig positiv im Buch aufgefallen ist.
»Die große, pinke Papp-Box vom Schlaraffenland sah vielversprechend aus.«
 Denn tatsächlich gibt es im Buch - zumindest soweit ich vorgedrungen bin - immer mal wieder Namen von Orten oder Getränken oder weiß der Geier, die sich stellenweise auf Märchen beziehen, was extrem nice ist. Ich hab wirklich an manchen Stellen gegrinst, auch wenn mir jetzt keine explizit einfallen will, weiß ich, es war so. Ich meine, es gab einen Friseursalon der irgendwie mit Rapunzel im Zusammenhang stand oder so. Und auch einen Cocktail, der Poison Apple hieß.
 Also ja, hier und da sind echt schöne Sachen dabei, das Problem dabei ist nur: Genau dabei bleibt es. Man hat halt hier und da einen lustigen Namen, während der Rest halt einfach nur … joar … nicht gut oder durchschnittlich ist. Und genau diese Kreativität, diese Wortspielereien und Anspielungen hätte ich mir so viel mehr gewünscht. Stattdessen kriegt man stellenweise derart eins mit dem Hammer vor den Latz geknallt, damit man nur ja nicht die Verbindung verpasst, dass es nicht mehr feierlich ist. Und hier habe ich mich halt oft gefragt, woher die Diskrepanz kommt. Warum man anscheinend hier und da wirklich schöne Einfälle hat, bei der Story aber gänzlich darauf verzichtet, sondern lieber die Holzhammer-Methode wählt, die stellenweise so … ohne Worte, meine Lieben!
 Ohne.Worte.Punkt!
 Aber gut, kommen wir überall noch hin.

 Also, wir waren vor der Kaffeemaschine mit den Donuts, lasst uns dort weitermachen.
 Ray und … Jeez, wie hieß der Andere?
 *guckt kurz nach*
 Finn!
 Also Ray, dessen Perspektive wir lesen, was wir ja, Gott sei Dank, nach der fetten Überschrift (*seufz*) wissen und sein Partner Finn - der noch nicht lange in Saints Fall ist, und Ray eigentlich mal einen anderen Partner hatte und der war awesome - gähn - unterhalten sich noch kurz, ehe Finn seinen Kollegen darauf hinweist, dass anscheinend noch Berichte ausstehen, die er schreiben muss, worauf wir halt keinen Bock haben. Weil ja, wir sind lieber draußen unterwegs und lösen Fälle - ähnlich einem Zwölfjährigen, der auch lieber draußen spielt, statt seine Hausaufgaben zu machen.
 Sorry, dass ich das erwähne, aber ja, das ist ein erwachsener Mann! Einer, der schon ein paar Jahre im Dienst ist und weiß, wie es läuft, und der trotzdem - innerlich - rumweint, weil er nicht die ganze Zeit Spaß haben darf!
 Ist aber auch gemein, dieses Arbeitsleben! Warum wird man auch nicht nur für Spaß bezahlt? Voll unfair! 

Vielleicht hat Ray ja irgendwann mal Glück und bei ihm poppt auch mal eine dieser Werbungen auf, dann kann er viel leichter Geld verdienen und muss auch nicht mehr die Anti-Spaß-Berichte schreiben!

 Aber wie es der Zufall *räuspert sich* so will, just in dem Moment, als Ray sich anscheinend daran erinnert, dass seine Konfirmation schon ein paar Jahre her ist und er sich leider ab und zu mal wie ein großer Junge verhalten muss, und sich dementsprechend an den Schreibtisch setzen will, um den weniger spaßigen Teil seines Jobs zu machen, kommt jemand rein, und sagt ihm, er müsse sich nicht setzen, es gäbe einen Einbruch, zu dem die zwei - also Ray und Partner Finn - eben sollten.
 Rays Reaktion darauf ist ein »Yes!« und ein »Was denn? Als ob einer von euch Lust auf den Papierkram hätte.« 
 Also wer immer noch gezweifelt hat, ob der Cop aus seiner Pubertät jemals rausgewachsen ist, hat damit die Antwort. Denn ja, Erwachsene, die ihrer Arbeit nachgehen, die ihnen nicht zwingend gefällt … wo hat man sowas schon mal gehört?

 Und ja, dann machen sich die beiden auf, um an den Tatort zu gelangen, wo sie Glass, den Geschäftsmann treffen, und ein Verhör durchführen, was sich mit »Business, business, business, numbers« zusammenfassen lässt.


 Denn nicht nur erfahren wir nicht, welchem Geschäft der Geschäftsmann Glass nachgeht, wir erfahren auch nicht wirklich, was fehlt. Also schon, es fehlen Papiere, wichtige Papiere! Da stehen nämlich Verträge drauf, wichtige Verträge! Über … joar, Dinge halt. Ganz wichtig, super secret und ja, Stuff halt.
 Ich bin mir nicht sicher, ob das vielleicht irgendwie Spannung erzeugen soll, ich hoffe nicht, denn bei mir hat das nicht geklappt.
 Ich persönlich frage mich auch, was sich Glass da für Chancen ausrechnet, wenn er der Polizei nicht mal wirklich sagt, was ihm gestohlen wurde, beziehungsweise, nach was sie suchen sollen.
 Mittlerweile weiß ich es natürlich, ich bin ja schon weiter im Buch, aber ja, die Stelle fand ich furchtbar, weil ich es einfach hasse, wenn mir der Autor mit Absicht Dinge vorenthält und mir auch noch in die Fresse sagt, dass er es tut.
 Also ja, zur eigentlichen Sachen erfahren wir nix, dafür aber über das allgemeine Machtgefüge in Saint Falls – denn die Stadt wird mehr oder minder von zwei Gangsterbossen regiert. Das weiß man allerdings schon, wenn man den Klappentext gelesen hat, dementsprechend ist mir bei der heißen Info nicht die Luft weggeblieben oder so. Und dann fällt noch ein Name in der Konversation zwischen Polizei und Einbruchsopfer: Mike. Denn Ray (oder Finn, sorry, keine Ahnung, die sind so austauschbar) fragt eben Glass, ob er vielleicht Feinde (in seinem super geheimen Business) hat oder er sich eben jemanden vorstellen kann, der ihn bestohlen haben könnte, und genau dabei fällt der Name Mike, allerdings von Seite des Polizisten aus und der Geschäftsmann sagt, dass er nicht glaubt, dass Mike seine Finger mit im Spiel hat.
 Aber wer ist dieser ominöse Mike, fragt ihr euch. Hab ich mich auch gefragt. Mike ist Kneipenbesitzer der Dutchman, und ist im gleichen Geschäft wie Glass, auch wenn er es eigentlich nicht ist – so zumindest die Erklärung, die ich bekomme. Da ich aber schon weiter im Buch bin, kann ich euch die unfassbar spannende Erklärung geben: Er ist beides. Sowohl Barbesitzer, als auch Geschäftsmann der geheimen Geheimgeschäft.
 Und das ist tatsächlich etwas, was mir öfter im Buch aufgefallen ist: Wir brauchen alles doppelt!
 Der eine Gangsterboss hat ne Fee, dann brauch der andere auch eine. Selbst freie (Geheim-)Geschäftsmänner wie Glass und (Dutchman-)Mike, die eigentlich keinem der beiden Syndikate unterstellt sind, braucht es einfach in doppelter Ausführung, damit jeder Don Corleone im Zweifelsfall seinen eigenen hat.
 Aber ja, im Prinzip war es das dann auch mit der Szene: Reingegangen, geheime Geheimverträge für geheime Geheimsachen, Dutchman-Mike, noch zwei andere Namen, fertig. 

 Ich erspare euch die Szene, in der Ray seinem Kollegen und dem Fall keine Aufmerksamkeit schenken kann, weil die Gürkchen auf seinem Sandwich so gut sind, und gehe gleich zu den zwei Verdächtigen, wenn ihr erlaubt.
 Der erste ist ein alter, blinder Typ, der ausscheidet, also gehen wir zu Dude Nummer zwei, der völlig normal aussieht und in einer normalen Bude wohnt – was sofort die Aufmerksamkeit unseres Supercops Ray weckt.

»By the pricking of my thumbs,
Something wicked this way comes.«

 Gott sei Dank hat er das Sandwich nicht mehr in der Hand, sonst wäre ihm dieser böse Bube durch die Finger gegangen!
 Die zwei Fragezeichen treten ein, fragen wieder Stuff und kriegen Antworten – kind of – als Ray plötzlich aufsteht, und mit einem zielsicheren Griff das versteckte Koks findet.
 Kein Scherz, hab ich mir nicht ausgedacht!
 Was den Dealer übrigens verraten hat, ist sein Hang, nicht zu dekorieren. Nein, nein, das ist immer noch mein Ernst! Superspürnase Ray ist nämlich aufgefallen, dass der Mann halt nirgendwo wirklich Krimskrams stehen hat, außer halt im Regal, und da das anscheinend so mega auffällig ist – weil man ja weiß, wenn man Deko irgendwo hinstellt, dann bitte überall hin, nur nicht ins Regal! Echt, dass dem Drogenbaron Pablo Escobar da so ein Anfängerfehler passieren konnte!
 Aber ja, das ist die Auflösung: Dekotruhen stehen im Regal und sonst nirgendwo, deswegen wittern wir Verdacht, machen sie auf und Tada – Koks.
 Mir persönlich erscheint es nicht wirklich wahrscheinlich, dass etwas so passieren kann, aber hey, das bin nur ich. Ich bin sicher, Columbo hätte den gleichen Schluss gezogen, passt schon.

 Wir legen dem bösen Buben also Handschellen an, bringen ihn ins Nebenzimmer, während einer der beiden – ich glaube Finn, echt, ähneln sich wie ein Ei dem anderen, womit wir beim Thema wären – im Wohnzimmer bleibt und ein Ei findet. Der zweite Dude kommt auch noch dazu und Ray fragt sich, ob es sich hierbei um ein Drachenei handelt.
 Und ich weiß noch, wie sehr mich die Szene beim ersten Mal irritiert hat.
 Denn wie bereits erwähnt, hat man ja darauf verzichtet, etwas über die Welt und ihre Regeln zu erzählen, und hat mir stattdessen den super Coup vom Meisterdieb erzählt – ihr wisst noch, reingehen, öffnen, verstecken, gehen – dementsprechend wusste ich halt gar nicht, wohin ich das Drachenei stecken sollte. Denn wenn in unserer Welt jemand vor mir steht und sich fragt, ob er ein Drachenei in der Hand hält, weiß ich, dass da einfach ein paar Schrauben locker sitzen, weil es sowas nicht gibt. Also spielt die Geschichte in unserer Welt? Hat Ray also nicht mehr alle Tassen im Schrank? Oder sind wir in einer anderen Welt, in der es durchaus Sinn macht, anzunehmen, man würde hier das Ei eines Drachen in der Hand halten?
 Versteht man, was ich meine?
 Weil ich eben absolut nichts weiß – oder zumindest nichts Wichtiges oder von Gehalt – kann ich die Info halt überhaupt nicht einordnen.
 Wir sind uns am Ende aber nicht schlüssig, ob es sich nun um ein Drachenei handelt oder nicht, und wollen es deswegen in die Forensik geben, was zumindest für mich den Schluss nahelegt, dass solche Eier anscheinend nicht die Norm sind, sonst hätte man ja sicherlich irgendeinen Eier-Experten auf dem Gebiet, dem man es einfach bringen könnte und gut. 

Schließlich sind wir wieder im Revier und treffen uns wahrscheinlich am allgemeinen Wasserloch – der Kaffeemaschine – und Ray und sein Partner unterhalten sich darüber, wer was hat mitgehen lassen. Denn wenn wir uns an den Klappentext erinnern, stand da ja, dass Saint Falls evil ist, viele Bullen korrupt und Stuff like that und ja, das ist jetzt anscheinend der Beweis. Den Ray hat wohl vom Dracheneibesitzer Gras mitgehen lassen, während Finn wohl ordentlich Alkohol eingesteckt hat. Daraufhin überlegen sie kurz, ob sie das nicht langsam mal lassen sollten, irgendwelche Sachen von Leuten zu klauen, entscheiden sich dann aber dagegen, weil ja, machen ja alle anderen auch, womit sich der Kreis zum Klappentext endgültig schließt.
 Ihr seht, mit Infos, die ich schon habe, ist man bei weitem nicht so sparsam wie mit denen, die ich nicht habe.


 Habe gerade beim Nachlesen gemerkt, dass wir übrigens nicht auf dem Revier sind, sondern irgendwo draußen – Kaffeetrinken tun wir allerdings trotzdem.

 Und um euch mal einen kleinen Einblick zu geben, was die zwei Herren der Schöpfung so für Gespräche führen, und warum es mir auch so schwer fällt, sie auseinander zu halten, weil der eine aussieht, wie der andere heißt, hab ich hier mal ein kleines Beispiel für euch: 
»Weißt du, was mich die ganze Zeit schon stört?«
»Kann ich Gedanken lesen? Erleuchte mich.«
»Erinnert dich der Fall nicht an den letzten Einbruch?«
»Welcher von den gefühlt dreitausend am Tag?«
»Na, der Einbruch. Damals wurden auch Dokumente gestohlen. Dazu noch ein paar Diamanten und Bares.«
»Du meinst bei den Kings?«
»Bis heute ungelöst.«
 Das ist jetzt nur die reine Unterhaltung, hier und da ist noch ein Anhang oder ein Satz dazwischen, aber ja, hier geht es mir wirklich um die Konversation an sich. Also bin das nur ich, oder ist das die umständlichste Unterhaltung, die zwei Menschen führen können? Denn nicht nur, dass der Dude, welcher auch immer es war, nicht einfach sagen kann, was ihn stört, und er sich erst durch ein Ratespiel mit seinem Kollegen quält, bleibt die Frage, was ihn denn nun stört, tatsächlich unbeantwortet. Denn das Einzige, was ihn stören könnte, ist, dass ihn der jetzige Fall an einen anderen erinnert – aber warum stört das? Wäre das nicht sogar von Vorteil, wenn man vielleicht irgendwo ein Muster erkennen könnte, und dementsprechend wüsste, dass man eben nicht nach zwei, sondern nach einem Täter suchen muss?

 Obwohl die verdammte Krönung dieser Unterhaltung natürlich »der Einbruch« ist.


 Ehrlich, lieb ich ja, wenn man über Dinge spricht, und sie dann nicht beim Namen nennt! Ist wie »die Sache«.
 Wer redet so? Noch dazu mit einem Kollegen?

Warum war die Konversation nicht:

 »Weißt du, an was mich die Sache bei Glass erinnert? An den Einbruch bei den Kings vor ein paar Wochen. Selbe Vorgehensweise, selbes Tatmuster – passt alles zusammen, findest du nicht?« 

 Wäre das nicht die deutlich logischere und wahrscheinliche Art gewesen, wie man mit jemandem spricht, den man kennt und der auch weiß, wovon man redet?
 Macht mich echt immer wieder kaputt! Und zwar jedes gottverdammte Mal, wenn ich eine Unterhaltung zwischen zwei Menschen lese, die künstlicher und anstrengender nicht sein könnte. Seriously, Leute, so schwer ist Dialog nicht. Zur Not geht ihr ab und zu raus und sprecht mal mit anderen, da könnt ihr live erleben, wie dieser ominöse Dialog, von dem alle reden, so funktioniert.
Grauenhaft, einfach nur grauenhaft!

 ...
 ...
 ...

 Okay, ich gebe zu, ich bin ein bisschen abgeschweift und eventuell ein bisschen eskaliert. Aber ich hab in meine Tüte geatmet, bis zehn gezählt und an meiner Schmusedecke geschnuppert, wir sind also wieder good to go!

 Also ja, jetzt habt ihr zumindest mal einen Einblick über die geistigen Ergüsse, die Ray und Finn so durch’s Hirn gehen.

 Anschließend ruft White an – das ist die Forensikerin, die ja das Ei in ihrem Besitz hat, und die beiden Cops gehen hin und erfahren, dass es sich wahrscheinlich um ein Drachenei handelt, weil es halt kein normales Ei ist und an sich super außergewöhnlich und Stuff.

 Und dann, meine Lieben … folgt wieder ein Perspektivenwechsel, wie mir die Überschrift »Meisterdieb« verrät.
 *seufz*
 Warum man das nicht einfach weggelassen hat, werd ich in meinem ganzen Leben nicht verstehen, so albern.
 Aber ja, Meisterdieb 1412 macht sich in eine Kneipe auf, wo er sich mit dem Igel trifft, um einen Teil der Beute zu übergeben. Bei dem Igel handelt es sich übrigens um einen tatsächlichen Igel, keinen Menschen, der einfach so heißt. Und ich weiß noch, dass ich dastand und doch erstmal schlucken musste, als ich es zum ersten Mal gelesen habe.
 Wie ich bereits schrieb, kenne ich ja die Regeln der Welt nicht und da bisher alle Figuren, die aufgetreten sind, Menschen waren, ging ich eben davon aus, dass das halt die Norm ist.
 Nope.
 Buntgemischt. Läuft.
 Also nach dem ersten Schock – für mich – geht es weiter und die Rede ist vom »Boss«, was also bedeutet, dass der Igel für eines der beiden Syndikate arbeitet, und der Meisterdieb damit auch.
 Schließlich erzählt der Meisterdieb, dass er bei einem Verdächtigen ein Drachenei gesehen hat, was der Igel ihm erst nicht glaubt, dann ein Bild auf dem Smartphone gezeigt bekommt, schließlich den Boss anruft, der ausrichten lässt, er möchte das Ei haben.
 Und ja, ich sehe schon, wie die Mühlen mahlen, denn nach dieser Sache ist klar, der Meisterdieb ist ein Bulle, und zwar einer unserer beiden Lieblinge Finn und Ray.

 Nach kurzer Überlegung, wie der Meisterdieb an das Ding rankommen kann, entscheidet er, einfach mit einem Rucksack in die Asservatenkammer zu gehen und das Ding einzustecken – hier sieht man, dass er seinen Ruf nun wirklich nicht zu Unrecht hat. Ich meine: Reingehen, einstecken und mitnehmen – wie kommt er nur immer wieder auf sowas?
 Naja, der Plan wird also ausgeführt und Kid trifft schließlich auf seinen Kollegen, der auch gerade dabei ist, das Drachenei zu klauen, allerdings nur für schnöden Mammon, nicht für so edle Motive wie unser Meisterdieb, der es ja stiehlt, um seinen Hals zu retten.
 Der Kollege stellt sich übrigens als Finn raus, sodass wir wissen, dass der Meisterdieb Ray ist – was den Perspektivenwechsel mit den verschiedenen Namen nur noch sinnloser macht, weil wir eigentlich nie die Perspektive gewechselt haben, aber sei’s drum.
 Ähm ja, der spannende Showdown ist dann, dass Finn mit dem Ei wegrennt, Ray ihn tasert und dann das Ei mitnimmt. Fertig. 

 Ihr seht, ähnlich wie der Start ist auch das Ende antiklimaktisch.
 Auch bin ich mir noch nicht wirklich sicher, warum der Meisterdieb ein Meisterdieb ist, weil so awesome fand ich das jetzt persönlich nicht.

 Aber ja, wir haben jetzt auf jeden Fall das Drachenei, was, btw. auch der rote Faden ist, der die Geschichten miteinander verbindet. Werdet ihr noch sehen, denn natürlich möchte ich euch die restlichen Kapitel ungern vorenthalten, weil ja, ich hab sie nun einmal gelesen. 

In diesem Sinne, Freunde der gepflegten Abendunterhaltung, haut ihr bitte ordentlich rein! 

Jackpot

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