Dienstag, 28. Mai 2019

Kapitel II - Straßenrennen oder: Bist du bereit, mal wieder in den Arsch gefickt zu werden?

Einen Wunderschönen meine Lieben,

 ja, ihr lest richtig, es geht weiter! Wie wir uns ja noch alle erinnern, wurde in der ersten Kurzgeschichte von unserem Meisterdieb auf meisterdiebische Art und Weise ein Drachenei aus der Asavatenkammer entwendet, welches man vorher bei einem kleinen Drogendealer gefunden hatte, der sich durch seinen fehlenden Hang zum Dekorieren im Prinzip selbst verraten hatte. 
 Also ja, soweit waren wir bisher, und nun tauchen wir in die zweite Geschichte ein. Wie ich bereits erwähnte, sind die einzelnen Kurzgeschichten durch einen roten Faden verbunden, stehen aber eigentlich eigenständig für sich. Dementsprechend war ich eben auch nicht überrascht, als ich feststellte, dass sich die zweite Story in der Reihe nicht weiter mit unserem Napoléon des Verbrechens Ray beschäftigt, sondern andere Protagonisten hat.


Straßenrennen oder: Bist du bereit, mal wieder in den Arsch gefickt zu werden?

 

 

 Eine seltsame Überschrift, ich weiß, tatsächlich handelt es sich dabei um den ersten Satz, den man in der Geschichte zu lesen bekommt. Und dem Einen oder Anderen wird auffallen, dass der Ton doch ein deutlich anderer ist, als noch in der ersten Geschichte. Grundsätzlich natürlich kein Problem, stellt man verschiedene, soziale Schichten dar, macht es durchaus Sinn, sie eben auch sprachlich abzugrenzen, wenn ich auch ganz persönlich für mich sagen muss, dass ich da doch eine gewisse Kohärenz im Buch einfach schöner finde – aber das bin nur ich. 

 Aber ja, wer will wen in den Arsch ficken, ist hier die große Frage.

 Es handelt sich bei einem von beiden um ein bekanntes Gesicht. Erinnert sich noch jemand an die tolle Szene, als Kaito Kid a.k.a. der Meisterdieb a.k.a. Ray a.k.a. der Meisterdieb (diese Überschriften! Nargh!) in der schummrigen Kneipe seinen Kontaktmann den Igel getroffen hat? Denn genau der ist es, der die besagte Frage stellt und zwar an Jack Lamp – den Hasen.
 Ich nehme an, jeder weiß also, auf was hier angespielt wird und mit dem Titel Straßenrennen, dürfte sich dann auch für den letzten der Kreis schließen.
 Doch bevor wir etwas Genaueres erfahren, werden wir erstmal Zeuge einer kleinen Beleidigungsorgie. Ich persönlich hab kein Problem mit Fäkalsprache oder Slang oder weiß der Geier was, wenn es passt, kein Problem. Allerdings hab ich hier das Gefühl, man geht etwas over the top, was es doch schon fast ein bisschen lächerlich macht. Sorry, aber jemanden, der Worte wie ‚Ohrenschmalz-Schleudern‘ als Beleidigung für Ohren benutzt, kann ich selbst an meinem großzügigsten Tag nicht ernst nehmen.
 Schließlich folgt eine kleine Beschreibung von Hase und Igel, die eigentlich völlig unwichtig ist, allerdings ein Punkt dabei ist, auf den ich doch noch gern eingehen würde, weil er mir einfach so aufgestoßen ist. Und zwar stehen die Ohren des Hasen – denn er ist natürlich ein richtiger Hase – zur Seite ab, statt dass sie gerade nach oben stehen, und das ist so, weil ihm seine Ohren mehrfach gebrochen wurden; zuallererst von seinem Lehrer.
 

 Also mal ganz davon abgesehen, was das für ne Schule gewesen sein muss, auf der er war, weil ja … in welcher Welt ist Körperteile brechen eine adäquate Strafe für Schwatzen oder Vergessen der Hausaufgaben? Selbst wenn wir hier von einem Assi-Milieu ausgehen, auch auf den schlechtesten Schulen werden Leute nicht geschlagen, meist ist es dem Lehrer doch relativ egal, solange er seinen Tag rumbekommt und am Ende des Monats sein Geld auf dem Konto hat, oder nicht? Ich meine, selbst ich hatte im Abi einen Lehrer, der gesagt hat, am Ende des Tages ist es ihm egal, wer von uns besteht oder nicht, weil er so oder so bezahlt wird, es also an uns ist, ordentlich zu lernen, wollen wir unseren Abschluss. Also erzählt man mir hier wirklich, dass der Assi-Hase auf ner Schule war, auf der wahrscheinlich nur andere Assis rumgelaufen sind, wo die Lehrer allerdings ihren Lehrauftrag so Ernst genommen haben, dass sie auch physische Gewalt für ein probates Mittel hielten, um den Lernstoff in den hohlen Kopf zu hämmern … because of reasons? 
 Man verstehe mich an der Stelle bitte richtig, ich sage nicht, dass Lehrer, welche in Schulen in sozialen Brennpunkten arbeiten, nicht engagiert sein können. Ich beziehe mich hier wirklich nur auf die Geschichte, und die zeichnet mir doch ein sehr düsteres Bild einer Stadt voller Gangster, Verbrecher, Prostitution und Korruption. Und ist der Lehrer engagiert, wird er wohl Gewalt nicht nutzen. Heißt das, dass dort also Assis in die Schule gehen, um da von ihren Lehrern verprügelt zu werden, statt dann halt einfach mit dem Arsch zu Hause zu bleiben, zu schwänzen und sich in jungen Jahren schon als Drogenkurier zu probieren, da ihnen doch der vermeintliche Schulabschluss eh nichts bringen wird? Oder kommt Hase eigentlich aus der Oberschicht – das würde aber immer noch nicht erklären, warum dann der Privatschullehrer seinen Schülern die Ohren bricht.
 Versteht man, was ich meine?
 Mir ist klar, wie klein dieses Detail ist, aber es ergibt einfach keinen Sinn für mich, wie das am Ende alles zusammenpasst.
 Und das ist, ironischer Weise, ja nur der kleinere Teil der Sache, denn der Hauptgrund, warum mir diese spezielle Aussage ins Auge fiel, ist das Ohrenbrechen an sich. Kann man denn überhaupt Ohren brechen? Die sind doch bei Hasen eigentlich sehr weich, oder nicht? Also falls wir Hasenexperten unter uns haben, würde mich da eine Info wirklich mal interessieren.

HASENEXPERTEN BITTE VORTRETEN!
IST HIER EIN HASENEXPERTE IM RAUM? WAHLWEISE AUCH EIN OHRENEXPERTE?
HALLO?

 Jut, weiter im Text!

 Also wir ergehen uns in einer Beleidigungsorgie, bei der zumindest ich sagen kann, dass ich sie sehr künstlich finde, weil es halt … wie beschreibe ich das? Es ist ein bisschen so, wie wenn Erwachsene versuchen, Jugendsprache zu sprechen und dabei Worte wie "groovy" und "funky" benutzen oder die richtigen Jugendworte im falschen Kontext verwenden - so in etwa fühlt es sich an.
 Also neben dem, dass ich den Anwesenden nicht abkaufe, dass sie die bad ass motherfucker sind, die sie vorgeben, zu sein, streiten sich Igel und Hase noch ein bisschen, wobei es eigentlich nur der Igel ist, der was sagt - der im Übrigen ein verheirateter Familienvater ist, was für mich nur noch etwas seltsamer macht, dass er sich hier benimmt, als wäre er ein jugendliches Großmaul, was einfach ein paar Schellen zu wenig in seinem Leben bekommen hat, (Andererseits hat sich auch Ray, der erwachsene Polizist und Superdieb benommen wie ein zwölfjähriges Kind, dem Muddi gesagt hat, dass es keine Kekse vor dem Abendessen gibt, von daher passt es wohl ganz gut rein.) ehe er sich an die Meute wendet, die anscheinend da ist. Denn ja, geht ja um geheime, illegale Autorennen, und was ist geheimer, als einen Startplatz zu haben, wo hunderte von Leute stehen und man sogar noch einen Kommentator hat, dessen Stimme dank zahlreicher Boxen über den ganzen Platz hallt? Alles richtig gemacht, liebe Leute, die finden euch nie!
»Die Rennen warfen genug Geld ab, dass neben einem Kommentator stets einige Sicherheitsmänner vor Ort waren, um etwaige Störenfriede in die Schranken zu weisen. Außerdem waren mehrere Bildschirme aufgebaut, die über eingeschleuste Kameras auf der Rennstrecke ein Livebild übertrugen, damit die Zuschauer auch den Teil des Rennens mitverfolgen konnten, der außerhalb ihrer Sichtweite stattfand.«
Hier eine kleine Beschreibung, die hoffentlich zeigt, warum ich mich halt so ein bisschen daran stoße, wie unauffällig diese illegalen Autorrennen sind. Klar muss man sehen, dass Saint Falls korrupt ist und irgendwelche Bullen geschmiert sein könnten - ich meine, das wird auch noch erwähnt - trotzdem fühlt es sich, ich weiß nicht, es fühlt sich einfach undurchdacht an.

Ein kleiner Exkurs:
Da ich hier und da das Gefühl habe, nicht adäquat auszudrücken, was ich meine, beziehungsweise beschreiben zu können, wie ich es empfinde oder das Buch Dinge für mich darstellt, versuche ich mich hier mal an einem kleinen Beispiel, was es hoffentlich ein bisschen deutlicher macht.  
Und zwar war ich mal in einem RPG, aus dem ich dann später ausgetreten bin. (Wahnsinns Story, ich weiß! Glaubt es oder nicht, diese Reaktion bekomme ich jedes Mal, wenn ich die Story erzähle!) Trotzdem verfolgte ich das RPG weiter, und da es offen einsehbar war, war es kein Problem. Es war ein Endzeit-RPG, bei dem ein Virus ausgebrochen war und es verschiedene Gangs gab, unter anderem die Wölfe, welche Menschen waren, die Wölfe als Begleiter hatten, da sie sich die aus dem Zoo gezähmt hatten. 
Ja, ich weiß, nicht das realistischste Szenario, aber so war es halt, also bleibt bei mir. 
Ja, diese Gang hatte ihren Hauptsitz im Park, wobei die meisten natürlich irgendwo in der Umgebung lebten, weil ja, warum sollte man im Park unter freiem Himmel schlafen, wenn nebenan ein leerstehendes Gebäude mit vier Wänden und einem Dach ist? Nuja, innerhalb der Plays kam es dazu, dass der Park für die Wölfe unbewohnbar wurde und sie musste umziehen. 
Wie ich bereits sagte, war ich zu der Zeit schon nicht mehr im RPG und war dementsprechend gespannt, wie dieser Storystrang wohl weiter gehen würde, da die Spielerin, die die Anführerin der Wölfe spielte … nun ja, ich sag mal, sie war nicht das schärfste Werkzeug im Werkzeugkasten. Man entschied sich also, in ein Hochhaus zu ziehen, ich weiß gar nicht mehr, ob es ein Hotel war oder ein ganz normaler Apartmentkomplex, aber ja, halt sowas und entschied sich, auf der untersten Ebene, dem Erdgeschoss also, die kompletten Vorräte zu verstauen, eine Etage drüber sollten sich dann die Gangmitglieder niederlassen, und noch eine Etage drüber sollten dann die Gefangenen eingesperrt werden und die Wölfe - also die Tiere - sollten auf's Dach oder in den Keller.

 Und ich denke, hier sieht man sehr schön, was ich meine. Denn auf den ersten Blick wirkt es so, als hätte sich da jemand Gedanken gemacht, dann alles sortiert und klare Anweisungen getroffen, ergo eine gute Anführerin. Sieht man sich aber die Entscheidungen an, die getroffen wurden, ist es halt einfach nur Bullshit. Besonders die kompletten Vorräte der Gang mit allem was dazu gehört im Erdgeschoss aufzubewahren, wo JEDER, der vorbei kommt, Zugriff darauf hat, und die Gang es im schlechtesten Fall ja auch gar nicht mitbekommt, weil sie ja in den Stockwerken darüber sind, ist halt schon sehr, sehr dumm. 

 Und genau das gleiche Gefühl habe ich eben auch bei diesen illegalen Wagenrennen, die zwar auf der einen Seite durchdacht wirken, weil man Security hat und haste nicht gesehen, aber dann siehst du halt die Boxen, über die man den Kommentator hört und siehst die Bildschirme und Kameras und denkst dir halt einfach: Nope, ist dumm, macht keinen Sinn. Setzen Sechs.
 

 Nachdem wir das also geklärt haben, machen wir mal weiter.
 Also ja, Igel und Hase haben sich angepisst, wobei eigentlich nur der Igel gesprochen hat, Meute anfeuern, und dann kommen wir zum Dritten im Bunde. Hierbei handelt es sich um den Prinz-Charakter, wie mir das Buch auf sehr subtile Weise zu vermitteln versucht, indem es mir erzählt, der junge Mann käme aus guten Hause, hätte blondes Haar, mit dem er Werbung für Shampoo machen könnte und habe was für ein Auto?
 Richtig! Einen weißen Mustang.


 Also ja, wer bei diesen Hints immer noch nicht verstanden hat, welche stereotype Märchenfigur hier ran muss, dem kann mal halt auch nicht mehr helfen.
 Amüsant ist übrigens, dass der junge Mann allerdings überhaupt nicht seinem Stand entsprechend spricht.
»Geiles Wetter für ein Rennen, was?«
»Was für ein Babe!«
»Ich liebe das Mädel. Null auf Hundert in acht Komma acht. Zweihundertneunzig Höchstgeschwindigkeit. Klar, gibt schnellere, aber ich kann mich einfach nicht von ihr trennen.«
»Hä?«
»Was meinst'n damit?«
»Hoffst wohl, dass ich'n Unfall baue, was?«
»Was soll'n der Scheiß, Hase? Wir sind doch beide Fahrer! Wo bleibt der Respekt, Mann?«
 Das dürften so ziemlich alle Sätze sein, die der Prinz so von sich gibt, und ja, ich seh jetzt hier nicht besonders viel von »kommt aus gutem Hause«. Und ich frage mich ja ein bisschen, warum man das so gehandhabt hat. Denn es wäre ja kein Problem, wenn der Prinz mit seiner Sprache rausgestochen wäre, er gehört ja ganz offensichtlich nicht zu den coolen Kids, die fahren um des fahrens Willen, wie es Hase und Igel tun, sondern wird ja auch beschrieben als ein Newbie, der im Prinzip keine Ahnung hat und dem sein Leben einfach nur zu langweilig ist, weswegen er jetzt denkt - eben weil er Prinz ist und Geld hat - dass er einfach so bei den coolen Kids mitspielen darf, wenn er nur das richtige Spielzeug mitbringt. Es könnte natürlich auch sein, dass man ihm hier mit Absicht die gleiche Sprache gegeben hat, um eben zu zeigen, dass er zwar versucht, genauso zu sein wie die Anderen, aber eben scheitert, weil er eben NICHT dazu gehört, aber ich persönlich glaube nicht, dass das der Hintergrund ist, dafür hab ich einfach zu wenig einen Vibe bekommen, dass sich das Buch so viel Mühe gibt beziehungsweise auf dem Niveau ist.
 Amüsant ist außerdem, wie dem Prinzen bei seinen letzten Sätzen ein sprachliches Erkennungsmerkmal gegeben wird, nämlich das »'n« überall, was mich ein bisschen an Renos 'Yo!' in Fanfiction zu Final Fantasy 7 erinnert. (Ach, Reno ...) Wobei das Amüsante nicht ist, dass man es ihm gibt - das find ich persönlich nur lazy - sondern dass man es versäumt hat, es im Nachhinein, denn ich gehe davon aus, die Idee, dem Prinzen eine spezielle Art zu reden zu geben, entstand beim Schreiben beziehungsweise spontan, es bei den ersten Sätzen ebenfalls zu integrieren, denn ja, da scheint unser Prinz noch völlig im Stande zu sein, das E und das I vor das N zu setzen.
 Genauso finde ich auch die Beschreibung seines Autos beziehungsweise was es kann einfach so … es fühlt sich eben erneut so künstlich an. So »Naja, dass sind ja alles Autofreaks, die sagen dann nicht noch Sachen wie km/h, weil die wissen ja, was gemeint ist, also lassen wir es ihn auch nicht sagen, dann wirkt es so, als wären das wirklich so Autokenner.«
 Ich weiß nicht, ob das der Hintergedanke bei diesen abgehakten Sätzen war, aber es wäre für mich eben eine logische Erklärung. Keine gute, aber eine Erklärung.

 So oder so ist es jedenfalls absolut symptomatisch für diese Geschichte, dass alles einfach nur wirkt, als wäre es so und nicht, als wäre es tatsächlich so. Ich habe einfach dauerhaft das Gefühl, dass sich der Autor hier echt einen Bruch daran gehoben hat, Jugend- und Fäkalsprache angemessen zu nutzen, damit sie eben nicht so albern und forciert wirkt, wie es hier leider der Fall ist. Niemand spricht so, niemand handelt so, aber alle sollen auf mich obercool wirken, weil … steht ja da, sind ja badass.
 Nein. Einfach nein!
 Die Leute wirken lächerlich, wie Wannabees, die gern mit den großen Kindern spielen würden, aber nicht mal im Ansatz cool genug sind, um es wirklich zu können oder zu dürfen.
 

 Dann setzen sich alle ins Auto und man liest drei Seiten Beschreibung des Rennens. *gähn*

 

 Ganz überraschend ist der Mensch natürlich wirklich so scheiße, wie der Hase es vorausgesagt hat und stirbt, während der Igel gewinnt - ganz so wie im Märchen.
 Das tut er übrigens zum 73. Mal in Folge. Und ich persönlich muss sagen, dafür, dass der Hase so oft am Stück verloren hat, war seine Attitüde dem Menschen gegenüber sehr … nuja … ein dreiundsiebzigfacher Verlierer sollte sich vielleicht nicht wie ein Kenner aufspielen, aber das bin vielleicht wieder nur ich.
 Danach holen sie sich ihre Kohle ab, der Hase kriegt dreitausend, der Igel bekommt fünftausend und es wird ein bisschen was über die Finanzierung der Rennen gesprochen und schließlich über ein Thema, was uns sowohl vom Klappentext, als auch aus der ersten Geschichte bekannt ist: Wolf und Beast.
 Denn es gibt zwei Gangsterbosse, es gibt zwei Fahrer, ergo hat also jeder einen, weil es im Buch unmöglich ist, dass es entweder nur einen von einer Sorte gibt oder dass es zwei von einer Sorte gibt, die sich nicht ordentlich aufteilen, damit es für alle Beteiligten fair and square ist.
 Und hier möchte ich nochmal kurz anhalten.
 Ja, ich weiß, wir kommen nicht wirklich schnell in dieser Kurzgeschichte voran, aber nicht nur gibt es hier wirklich viel, was ich einfach mal ansprechen möchte, wir sind halt auch nicht auf der Flucht und wer mich kennt, der weiß, ich brauch halt so meine liebe Zeit, also schenkt euch noch nen Kaffee ein, geht noch einen kleinen Schlenker mit mir und dann kommen wir auch bald in der Geschichte voran - großes Indianerehrenwort.
Und zwar möchte ich hier gern nochmal auf die Gangsterbosse bzw. das Herrschaftssystem oder wie immer man es nennen will, zu sprechen kommen. Denn das Ding ist, dass man da ja nicht viel weiß, außer dass die zwei sich die Herrschaft über Saints Fall unter sich aufteilen, und das Wolf zuerst da war, und Beast dabei ist, ihm das wegzunehmen. Und neben dem, dass ich dazu schon genug Fragen habe und sie wahrscheinlich auch mal laut stellen werde, wenn wir zu einer Kurzgeschichte kommen, wo es mehr um die beiden geht - was noch kommt - sprechen wir einfach mal über die paar Fakten, die wir hier bekommen. 

 Wir erinnern uns, das Buch knausert gern mit neuen Infos, käut allerdings gerne bekannte wieder. Hier wird beschrieben, dass es Wolf - der ja der »Sponsor« von Lamp ist, wie es hier genannt wird - ziemlich egal ist, ob sein Fahrer 3.000 oder 5.000 Mücken nach Hause bringt, weil er hat schon so viel Geld.

...
...
...

 Muss man einen Moment auf sich wirken lassen.

 Der Untergrundboss, der Macht, Einfluss und Geld will, hat GENUG Geld.
 In welcher Welt macht das Sinn? Ja, ich weiß, es wird nicht explizit gesagt, dass er Geld will, aber come on! Was sollte er sonst wollen? Viel mehr gibt es an der Spitze nicht! Viele nackte Weiber (oder Kerle, wenn man mag) und ganz viel smexy Smex - aber das war es doch dann! Was ist das für eine Aussage? Nein, ich mein das ernst, wie kann man sowas schreiben und nicht wenigstens ein bisschen inne halten, wenn man über Gangsterbosse spricht, die die Stadt regieren?
 Will mir nicht in den Kopf!
 Und dazu kommt ja auch noch, neben dem, dass Wolf anscheinend eher ehrenamtlich der Gangsterboss vom Dienst ist, weil er einfach so reich ist, dass er nicht weiß wohin mit dem vielen Geld und der vielen Freizeit, die er hat, was es am Ende für ein Licht auf ihn wirft. Sicher, als ehrenamtlicher Gangsterboss ist das nicht schlimm, aber gehen wir mal davon aus, er macht das als Fulltimejob, dann fragt man sich doch schon, warum Al Capone hier dem dreiundsiebzigfachen Loser die Stange hält, statt ihn einfach abzumurksen und sich jemand besseren zu holen, oder schlicht den Igel abzuwerben. Und wenn ihn das alles einfach zu wenig interessiert - also wo sein Geld hingeht, wie viel er einnimmt und illegale Straßenrennen im Allgemeinen, plus seine Auswirkung, weil angestellter Verliererhase - warum dann überhaupt teilnehmen? Warum überhaupt einen Fahrer haben? Warum nicht stattdessen Aktien im geheimen Geheimgeschäft von Glass kaufen? Oder seinen inneren Konditor entdecken und im Schlaraffenland arbeiten und in der Pause mit Polizisten eine Schwatz halten? Warum nicht? Will mir nicht in den Kopf!

 Okay, wir haben noch vierzehn Seiten vor uns, ich hab euch schon wieder einen Knopf an die Backe genäht, wir sind auf Seite fünf meines Worddokuments, wird Zeit, dass wir mal ein bisschen weitermachen, wenn wir die Story jemals zu einem Ende bringen wollen.
 Und das wollen wir, meine Lieben, es liegt noch so viel vor uns!
 

 Das Rennen ist also gewonnen oder verloren, je nachdem aus welcher Perspektive man es sieht, der Igel feiert kurz seinen Triumph, ehe er fragt, ob sie beide ins Golden Goose wollen, was ein Spielcasino ist, wozu der Hase, nach einem kurzen »Deine Mudda«-Witz, zusagt und sie zusammen dorthin gehen.
 Kurz wird erwähnt, dass sie sich in ein Stadtviertel aufmachen, in dem man wohl keine Schwierigkeiten bekommt, wenn man als Nicht-Mensch wandelt. Hier bekommen wir also einen klitzekleinen Einblick in die Welt und dass sie anscheinend rassistisch gegenüber tierischen Märchenwesen ist. Ein netter Touch, wenn es auch, meiner bescheidenen Erinnerung nach, die einzige Erwähnung ist. Und es auch bei einer Erwähnung bleibt, also »Show Don't Tell« greift hier nicht, wir sehen von diesem Rassismus tatsächlich nie etwas, aber ich bin sicher, es ist trotzdem wahr.
 Stand ja da. So funktioniert das. Ich bin übrigens Millionär. Ist auch wahr, weil steht jetzt hier.


 Dann gehen sie also ins Casino und, meine Lieben, ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass der Autor dieser Geschichte sich hier ein bisschen Wissen ergoogelt hat, und sein neugewonnes Wikipediawissen gern mit uns teilen wollte; vielleicht, ganz vielleicht soll es mir auch irgendetwas sagen oder mir etwas zeigen, aber die Unterhaltung zwischen Hase und Igel, in welcher sie sich darüber unterhalten, dass die Chips beim Roulette Chetons heißen und beim Pokern eben Chips, hatte für mich wirklich sehr den Beigeschmack, als wollte da einfach nur jemand zeigen, dass er Google benutzen kann.
 Nuja, Igel möchte also Poker spielen und verliert dabei wie ein Großer, was den Hasen stutzig macht, dieser schlecht blufft und zu dem Schluss kommt, dass der Igel absichtlich verliert, damit der Hase die Kohle kriegt.
 Anmerken möchte ich an dieser Stelle noch, dass erwähnt wird, dass sie die Saints-Fall-Variante von Poker spielen, wo sie zusätzlich noch gegen den Dealer spielen - und trotzdem im Casino doch recht häufig das Haus gewinnt, schafft es der Igel trotzdem, dass der Hase die Kohle bekommt, indem er alles verliert. Schon witzig, wie das immer funktioniert … Ich nehme spontan an, dass das ganze Geld, was Wolf eh nicht braucht, in Kommissar Zufalls Tasche fließt, denn der macht hier stellenweise extreme Überstunden. 
 Der Hase kriegt es auf jeden Fall mit, und sagt dann, dass er die Almosen nicht will, weil Baum, und der Igel eröffnet ihm, nachdem er den Hasen mehrfach beleidigt hat - was wohl ein witziger Versuch sein sollte, nicht mit der Sprache rauszurücken, zumindest stand es so im Buch, ich persönlich wäre nämlich nicht drauf gekommen, dass das der Antrieb dahinter war - dass er abhauen wird. Jep, hat Geld gespart, irgendwo in der Karibik ein Ferienhäuschen gekauft und das war es, adios, bye bye, mach's gut! Hase kann es nicht fassen und erinnert seinen Kumpel daran, dass er das nicht nur nicht machen kann, weil er ja Fahrer aus Leidenschaft ist und das anscheinend in dem ruhigen Örtchen, in das er sich verzieht, nicht ausleben kann, sondern dass er nebenbei noch Angestellter bei einem Syndikat ist und Beast wahrscheinlich nicht halb so happy darüber sein wird, dass sich sein Goldesel in den frühen Ruhestand begibt, wie es eben der Igel tut.
 Und zumindest der letzte Teil ist halt funny, denn ein paar Seiten vorher hat der Hase noch darüber sinniert, wie egal ihm Wolf ist, weil er ist halt Fahrer und macht es um des fahrens Willen. Schon witzig, wie es bei einem selbst egal ist, aber beim Anderen irgendwie ein Punkt ist, den man ins Feld führt. Und auch witzig, wie unwichtig die zwei großen Unterweltbosse eigentlich sind, vor denen offiziell jeder Angst hat, halt nur Hase und Igel nicht, weil ... ich weiß es nicht. Persönlich gehe ich davon aus, es hätte einfach nicht in die Storyline gepasst, wenn man jetzt auch noch die Welt, in der die Charas leben, miteinbezieht, weil man sich hier eben mehr auf die Bromance konzentriert hat, und da stört Lore nur. 

 Jut, weiter im Text.

 Also der Hase redet auf den Igel ein, der Igel sagt, er geht mit Frau und Kindern weg und dann wird erzählt, dass der Hase ganz baff ist. Warum, fragt sich der geneigte Leser? Weil der Hase gar nicht wusste, dass der Igel verheiratet ist. Genau genommen weiß er gar nichts über den Igel, was nicht irgendwie mit seinem Fahrstil oder seinem Rennfahrerleben per se etwas zu tun hat.
 Und ich kann mich noch erinnern, wie hart ich mit dem Kopf geschüttelt habe, als ich es zum ersten Mal gelesen habe, weil es einfach nur so dumm war, dass man hier auf der einen Seite versucht, eine Art Bromance zwischen Hase und Igel darzustellen, wo der Igel ihm sogar noch Geld zuschachern will, ehe er geht, weil er sich so um den Hasen und sein Wohlergehen sorgt, wenn er erstmal in der Karibik ein bisschen chilli-vanilli macht, aber dafür, mal eine einzige, persönliche Info rauszuhauen oder auf der anderen Seite zu erfragen, hat es dann gefühlsmäßig halt doch nicht gereicht.

 So dumm!


 Ehrlich, selbst wenn ich versuchen würde, irgendwie in die Geschichte reinzukommen oder nur mit irgendeiner der Figuren zu sympathisieren, ich könnte es nicht, selbst wenn es um mein Leben ginge! Das ist einfach alles so weit hergeholt und so konstruiert - wenn die Leute nicht allgemein einfach nur unsympathisch sind - dass einfach keine Möglichkeit besteht.

 Egal, nicht das Thema, sondern die Geschichte; Igel schiebt Hase also ein ovales Ding in einer Tüte oder was zu und der aufmerksame Leser, der nicht schon lange vergessen hat, was ich vor gefühlten Äonen geschrieben habe oder der noch nicht das Handtuch geworfen hat, weil ich einfach nicht auf den gottverdammten Punkt kommen kann, wird sicherlich schon erraten, was in der Tüte ist: Richtig, der rote Faden. Das Drachenei.
 Igel erzählt, dass er das Ding vom Dieb hat, falls man als Leser einfach ein bisschen dumm ist und sich entweder von der einen auf die andere Geschichten nicht merken konnte, dass es da ein Ei gibt oder sich einfach allgemein schwer tut, zu erraten, was denn alles oval sein könnte, und dass er das Ding eigentlich zu Beast bringen sollte, macht er jetzt aber nicht mehr, weil Baum, und der Hase soll es doch lieber zu Wolf bringen, um ein paar Pluspunkte abzustauben. Aber natürlich will der Hase das auch nicht, weil wieder Baum, also muss der Igel seinen allerallerbesten Freund auf der ganzen Welt, der im Prinzip nix über ihn weiß - aber Details, meine Lieben, Details! - zu seinem Glück »zwingen« und setzt das Ei beim Pokern als Einsatz, und da das Leben des Igels - aus Sicht des Hasen - davon abhängt, dass er das Ei Beast gibt, darf es nicht ans Casino gehen.
 Ich kürze die unfassbare Spannung der Spielrunde ab und sage: Der Hase gewinnt das Ei.
 Dann gehen sie zusammen aus dem Casino, haben nochmal einen gemeinsamen Bro-Moment, in welchem sie sich sagen, dass sie sich vermissen werden, und der Igel verschwindet, während der Hase wieder ins Casino geht.
 Ein bisschen später geht der Hase auch und bekommt einen Anruf vom Igel, der ihm gehetzt sagt, er soll das Ei loswerden, ehe es kracht und dann still ist, und der Hase, trotz Wiederwahl den Igel nicht erreicht. Dann klingelt sein Handy wieder und eine Stimme ist dran, die er nicht kennt, aber das Ei will, und sich als Beast herausstellt, dann klingelt es auf der anderen Leitung und Wolf ist dran, beide beschuldigen sich gegenseitig, den Igel umgebracht zu haben und Hase ist wütend und traurig, weil bester Freund auf der ganzen weiten Welt ist tot, und schaltet beide Untergrundbosse auf eine Leitung, sagt ihnen, dass sie sich ficken sollen, weil sie seinen allerbesten Freund wegen einem Ei getötet haben und dann fährt er mit Absicht durch die Leitplanke, um dem Igel zu folgen, der selbstredend wie im Märchen schon vor ihm da ist und ihn mit genau diesen Worten im Jenseits begrüßt.

 Uff. 
 Lange Story.

 Ich hab das Gefühl, ich hab mich an der doch ein bisschen länger aufgehalten, als an der Dieb-Story, wobei ich nicht mal sagen kann, dass sie wirklich schlechter ist, als die davor. Sie ist genauso langweilig und mit genauso leeren Charakteren gefüllt wie die erste auch. Ich denke, was mich einfach mehr gestört hat, ist, dass man hier versucht hat, mehr draus zu machen, und hoffnungslos gefailt ist. Denn in der ersten Story hat niemand versucht aus Ray und Fin (er hieß doch Fin, oder?) irgendwie Kumpel zu machen, das waren halt einfach nur Kollegen oder vielleicht waren sie auch Freunde, aber man hat es nur nicht gesagt. Also ja, ihr Umgang miteinander war auch nicht gut, aber da eben nicht das Wort Freundschaft über ihren Köpfen wie ein Damoklesschwert geschwebt ist, war das Fehlen jeglicher Chemie zwischen den Beiden eben nicht so schlimm. Genauso wenig wie man sich daran versucht hat, wie ein harter Junge zu klingen und sich dabei angehört hat wie ein alter Mensch der noch mit der Jugend mithalten will.
 Also ja, schlimm, schlimm, ich kann es nicht anders sagen.

 Aber für's Erste soll es dass zu Hase und Igel und ihren illegalen Straßenrennen gewesen sein. Wir sehen uns bei der nächsten Story und dürfen gespannt sein, was uns da erwartet. 

 Bis dahin haltet ihr bitte die Ohren steif - ja, auch die gebrochen - und haut ordentlich rein!

Jackpot

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